Neues aus der Forschung: Psychologische Hilfe bei Reizdarm & Colitis ulcerosa

News vom

Unser Magen-Darm-Forum unterstützt mit Informationen zu funktionellen Magen-Darm-Erkrankungen, gibt Hinweise auf Expertinnen und Experten in diesem Themenfeld und hilft regelmäßig bei der Rekrutierung von Teilnehmenden für wissenschaftliche Studien, die die Diagnostik und Behandlung von Magen-Darm-Erkrankungen erforschen und weiterentwickeln. Hier ein Beispiel für eine solche erfolgreich durchgeführte Studie:

Eine aktuelle randomisierte Studie (SOMA.GUT-RCT, eClinicalMedicine 2025) vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf zeigt: Psychologische Interventionen können bei Reizdarmsyndrom (IBS) und Colitis ulcerosa (UC) wichtige krankheitsbezogene Mechanismen positiv beeinflussen – auch wenn die Wirkung auf die Symptomlast erst zeitverzögert eintritt.

Ziel der Studie: Untersucht wurde erstmals eine gezielte, mechanismenbasierte Kurzintervention, die

  • krankheitsbezogene Angst
  • und dysfunktionale Symptomerwartungen

adressiert.

Studiendesign: Die dreigruppige, randomisierte Studie (n=240) umfasste Betroffene mit IBS oder UC.

Verglichen wurden:

  • Standardversorgung (TAU)
  • GUT.EXPECT (spezifische Erwartungs- und Angstmodifikation)
  • GUT.SUPPORT (unspezifisch unterstützend)

Alle Teilnehmenden erhielten vier Online-Sitzungen.


Zentrale Ergebnisse

  • Nach 3 Monaten: kein signifikanter Unterschied in der GI-Symptomlast
    Aber: klare Verbesserung der Zielmechanismen unter GUT.EXPECT (z. B. Angst, Coping-Erwartungen)
  • Nach 12 Monaten: spürbare Symptomverbesserung bei GUT.EXPECT gegenüber den Vergleichsgruppen
  • Keine Effekte auf Entzündungsmarker (CRP, Calprotectin)
  • Hohe Akzeptanz und Zufriedenheit unter den Teilnehmenden
  • Gleiche Effekte bei IBS und UC – Hinweis auf einen transdiagnostischen Ansatz

Fazit
Psychologische Prozesse wie Erwartungen und Angst lassen sich verändern – die Symptome folgen jedoch zeitverzögert. Kurzinterventionen sind machbar und sicher, könnten aber für frühere Effekte eine höhere Dosis, breitere biopsychosoziale Zielsetzungen und personalisierte Strategien benötigen.

Wichtig für die Praxis: Auch bei einer organisch definierten Erkrankung wie Colitis ulcerosa bleiben psychologische Faktoren zentrale Stellschrauben – allerdings nicht im Sinne eines schnellen Effekts.