Die Behandlung des Reizdarmsyndroms
Bisher ist das Reizdarmsyndrom leider nicht vollständig heilbar. Die Behandlung richtet sich in erster Linie danach, welche Beschwerden im Einzelfall vorherrschend sind.
Davon ausgehend sind eine gezielte medikamentöse Behandlung sowie begleitende Therapiemöglichkeiten möglich. Nicht selten hilft schon ein besseres Krankheitsverständnis zur Besserung der Symptome.
Frage: Wie wird das Reizdarmsyndrom behandelt?
Antwort: Die Behandlung des Reizdarmsyndroms ist vielschichtig und orientiert sich stets an der im individuellen Fall vorherrschenden Symptomatik.
Da keine eindeutigen krankhaften Veränderungen des Darmes festzustellen sind, die Ursache für die Symptome also unbekannt ist, besteht auch nicht die Chance einer Heilung des Reizdarmsyndroms.
Die Behandlung des Reizdarmsyndroms erfolgt vielmehr symptomorientiert: Das Therapieziel besteht darin, dass der betreffende Patient möglichst von seinen Beschwerden befreit wird. Je nach Art und Ausprägung der Beschwerden können Medikamente zum Einsatz kommen, die entweder nur eines der Symptome wie Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall oder Verstopfung behandeln oder die auf die Therapie mehrerer Symptome gleichzeitig abzielen.
Neben der medikamentösen Therapie muss immer auch beobachtet werden, welche Faktoren und Lebensumstände das Auftreten von Symptomen des Reizdarmsyndroms provozieren oder verstärken. Sind diese Lebensumstände bekannt, so kann versucht werden, durch entsprechende Verhaltensänderungen die Beschwerden in den Griff zu bekommen.
Frage: Helfen Medikamente beim Reizdarmsyndrom?
Antwort: Es gibt verschiedene Medikamente, die Reizdarmbeschwerden lindern können. Welchen Wirkstoff der Arzt verschreibt, hängt insbesondere davon ab, welche Beschwerden im Vordergrund stehen.
Neigt der Betroffene zu krampfartigen Bauchschmerzen, so sind Spasmolytika, also Wirkstoffe, die eine entkrampfende Wirkung haben, meist die erste Wahl. Kommt es dagegen zu häufigen Durchfällen, wird zumeist mit dem Wirkstoff Loperamid behandelt, einer Substanz, welche die Darmtätigkeit verringert und den Darm beruhigt.
Bei der Behandlung von Menschen mit einem Reizdarmsyndrom vom Obstipationstyp wurden bis vor Kurzem vor allem Wirkstoffe eingesetzt, welche die Darmtätigkeit ankurbeln und auch bei einer chronischen Verstopfung gegeben werden. Es handelt sich zum Beispiel um Quell- und Faserstoffe wie Flohsamenschalen oder Kleie. Alternativ werden häufig Abführmittel, sogenannte Laxanzien eingenommen. Es handelt sich oft um pflanzliche Mittel, die den Darm stimulieren, einen Wassereinstrom in den Darm bewirken und dadurch den Stuhl geschmeidiger machen. Bei längerfristiger Einnahme können sie dem Körper Flüssigkeit und Mineralsalze entziehen, sodass Mangelerscheinungen auftreten können. Der Darm kann sich zudem an die Laxanzien gewöhnen, sodass diese ihre Wirksamkeit verlieren und die chronische Darmträgheit nicht mehr bessern. Abführmittel wirken nur gegen die Verstopfung, in der Regel nicht aber gegen andere Symptome des Reizdarmsyndroms.
Neuere Therapieoptionen, die speziell zur Behandlung des Reizdarmsyndroms vom Verstopfungstyp entwickelt wurden, setzen an spezifischen Rezeptoren im Darm an und können so eine gleichzeitige Verbesserung mehrerer Symptome bewirken. Eine entsprechende medikamentöse Therapie ist jedenfalls ein wichtiger Bestandteil im Behandlungskonzept des Reizdarmsyndroms.
Frage: Helfen Antibiotika beim Reizdarmsyndrom?
Antwort: Antibiotika sind Medikamente, die eingesetzt werden, wenn eine durch Bakterien bedingte Infektion oder eine Fehlbesiedlung des Darmes mit Bakterien vorliegt.
Da eine Infektion oder eine bakterielle Fehlbesiedlung als Ursache der Symptome beim Reizdarmsyndrom explizit ausgeschlossen wird, gibt es zumeist keine Berechtigung für eine Behandlung der Beschwerden mit Antibiotika.
In ausgewählten Fällen, in denen quälende Blähungen im Vordergrund stehen, die anders nicht erfolgreich behandelbar sind, kann ein Behandlungsversuch mit einem speziellen Antibiotikum unternommen werden, das nur im Darm selbst wirkt.
Frage: Was ist von Naturheilverfahren wie Akupunktur oder Homöopathie beim Reizdarmsyndrom zu halten?
Antwort: Es gibt eine ganze Reihe von allgemeinen Maßnahmen, mit denen sich oftmals Beschwerden des Reizdarms lindern lassen. Im Einzelfall können dazu auch Naturheilverfahren gehören.
Wichtig dabei ist, dass diese nicht alternativ zu den etablierten medizinischen und vom Arzt verordneten Behandlungsmaßnahmen eingesetzt werden, sondern komplementär, also ergänzend und unterstützend.
Hilfreich können im individuellen Fall möglicherweise Entspannungsverfahren sein wie Yoga, Autogenes Training oder auch Tai-Chi oder Qi- gong. Auch wenn es keine Studien gibt, die eine Wirksamkeit solcher Verfahren belegen, kann ein Behandlungsversuch im individuellen Fall doch lohnend sein. Entspannungsverfahren schaden nicht und sorgen unter Umständen zumindest dafür, dass Stress abgebaut wird.
Empfohlen werden häufig auch Fußreflexzonenmassagen oder eine Behandlung mittels Osteopathie. Auch solche Verfahren sind – ebenso wie eine Behandlung mittels Akupunktur oder Homöopathie – medizinisch unbedenklich, allerdings gibt es keinerlei Belege für eine Wirksamkeit beim Reizdarmsyndrom. Das heißt jedoch nicht, dass es nicht im Einzelfall symptomlindernde Effekte geben kann.
Ähnlich ist es beim Heilfasten. Die Leitlinien zur Behandlung des Reizdarmsyndroms raten von einer solchen Maßnahme nicht ab, geben aber zu bedenken, dass es keinen Beleg für die Wirksamkeit beim Reizdarmsyndrom gibt und dass das Heilfasten nur begrenzt und unter ärztlicher Kontrolle praktiziert werden sollte.
Frage: Lässt sich das Reizdarmsyndrom durch angemessene Ernährung bessern? Gibt es vielleicht sogar eine „Reizdarmdiät“?
Antwort: Eine spezielle „Reizdarmdiät“ gibt es nicht. Allerdings gibt es einige Ernährungsregeln, die Menschen mit Reizdarmsyndrom beherzigen sollten.
Wie diese Regeln aussehen, ist individuell unterschiedlich und sollte mit dem behandelnden Arzt und vor allem mit einem qualifizierten Ernährungsberater abgestimmt werden. Menschen, die Nahrungsmittel identifiziert haben, auf welche sie mit Beschwerden reagieren, können versuchen, diese für einen definierten Zeitraum wegzulassen. Hilfe hierzu geben qualifizierte Ernährungsberater.
Frage: Was ist eine Eliminationsdiät?
Antwort: Manchmal ist es trotz Führen eines Ernährungstagebuchs schwierig, im individuellen Fall die Lebensmittel zu identifizieren, die Reizdarmsymptome hervorrufen. Dann kann eine Eliminationsdiät hilfreich sein.
Dabei werden zunächst nur einige wenige, in aller Regel unproblematische Lebensmittel verzehrt, bis die Symptomatik abklingt. Langsam wird dann nach und nach der Speiseplan wieder aufgebaut und genau beobachtet, ob beim Hinzunehmen von Lebensmitteln wieder Beschwerden auftreten.
Die Eliminationsdiät ist keinesfalls eine Art Reizdarmdiät und sollte auch nicht lange praktiziert werden, da sonst unter Umständen Mangelerscheinungen auftreten können. Sie dient lediglich dem Identifizieren von im Einzelfall problematischen Lebensmitteln und erfolgt idealerweise in Begleitung einer qualifizierten Ernährungsberatung.
Frage: Sind Ballaststoffe hilfreich?
Antwort: Immer wieder ist zu hören und zu lesen, dass der ausreichende Verzehr von Ballaststoffen, also vielen Körnern und Faserstoffen, wichtig für eine geregelte Verdauung ist.
Menschen mit Reizdarmsyndrom wird daher oftmals geraten, reichlich Ballaststoffe zu verzehren, damit der Darm in Schwung kommt.
Dies kann tatsächlich im Einzelfall zum Beispiel eine Stuhlgangsverbesserung bewirken, verallgemeinern darf man diesen Ratschlag jedoch nicht. Denn auch die Verdauung der Ballaststoffe kann für den Darm schwierig sein und daher Beschwerden wie Bauchschmerzen oder Blähungen hervorrufen oder verstärken.
Frage: Gibt es bestimmte Nahrungsmittel, die man meiden sollte, wenn man an einem Reizdarmsyndrom leidet?
Antwort: Es gibt Menschen mit Reizdarmsyndrom, die nach und nach immer mehr Lebensmittel meiden, weil sie das Gefühl haben, diese nicht zu vertragen.
Das kann darin münden, dass man sich fast nur noch beispielsweise von Hühnerfleisch und Weißbrot ernährt. Eine solche Vorgangsweise ist keinesfalls sinnvoll.
Empfehlenswerter ist es, beispielsweise durch das Führen eines Ernährungstagebuchs, genau zu ermitteln, ob und wenn ja, welche Nahrungsmittel Beschwerden hervorrufen. Diese Nahrungsmittel sollten dann gezielt nicht mehr verzehrt werden.
Wer das Gefühl hat, die Reizdarmproblematik hänge mit seiner Ernährung zusammen, sollte dies mit seinem Arzt besprechen und durch geeignete Maßnahmen – wie etwa das Ernährungstagebuch und gegebenenfalls eine Eliminationsdiät – versuchen, die auslösenden Lebensmittel zu identifizieren.
Frage: Mein Arzt rät zur Stuhlhygiene. Was bedeutet das?
Antwort: Insbesondere Patienten mit einem Reizdarmsyndrom vom Obstipationstyp wird zur Stuhlhygiene geraten. Das hat im strengen Sinne mit der Hygiene beim Stuhlgang selbst nichts zu tun.
Es bedeutet vielmehr, dass man sich Zeit für den Stuhlgang nehmen sollte. Der Stuhldrang sollte keinesfalls unterdrückt werden, weil sich die Verdauung zu einem vermeintlich ungünstigen Zeitpunkt „meldet“.
Wichtig ist vielmehr, auf seinen Darm zu „hören“ und sich Zeit und Ruhe für die Stuhlentleerung zu nehmen.
Frage: Hilft Myhre beim Reizdarmsyndrom?
Antwort: Ja, Myhre kann helfen. Aber wie wirkt die Myrrhe am Darm?
Eine Forschergruppe der Universität Leipzig konnte zeigen, dass Myrrhe den Spannungszustand der glatten Darmmuskulatur senkt, die Stärke der Darmkontraktionen verringert und dadurch Darmkrämpfe lindern kann.
Vergleichbare Ergebnisse lieferte eine Studie der Ludwig-Maximilians-Universität München: Die Arzneipflanzen Myrrhe, Kamille und Kaffeekohle zusammen entspannen die Darmmuskulatur und führen damit zu einem entkrampfenden Effekt im Darm. Außerdem hemmt die Kombination der Wirkstoffe die Ausschüttung von entzündungsfördernden Botenstoffen in den Fresszellen (Makrophagen) des Immunsystems, d.h. es ergibt sich eine antientzündliche Wirkung.
Frage: Wirkt Pfefferminze Schmerz- und Krampflösend?
Antwort: Pfefferminzöl hemmt Calciumkanäle der glatten Darmmuskulatur. Durch eine Aktivierung von Kälterezeptoren werden Schmerzsignale blockiert.
Somit wirkt Pfefferminzöl krampflösend und schmerzlindernd.
Frage: Hat Kümmel eine lindernde Wirkung bei Blähungen?
Antwort: Kümmelöl reduziert die Oberflächenspannung von Schäumen und Blasen im Nahrungsbrei. Zudem werden bestimmte Mikroben im Darm daran gehindert, Gas zu bilden. Beides zusammen führt zu einer Hemmung der Gasbildung und entblähenden Wirkung.
Die Kombination aus Kümmel- und Pfefferminzöl reduziert somit das Schmerzempfinden im Bauchraum. Dabei reicht es nicht, etwas Kümmel an die Speisen zu tun oder mehr Pfefferminztee zu trinken. Wie oben erwähnt, sind die Öle in konzentrierter Form wichtig und das pflanzliche Präparat enthält die Extrakte aus 11 Liter Tee.
In einer Studie nahmen Reizdarm-Patienten über vier Wochen 2x tgl. ein Präparat mit der Kombination aus Kümmel- und Pfefferminzöl ein. Danach litten die Patienten weniger unter Schmerzen, Krämpfen, Druck- und Völlegefühl, wodurch deren Lebensqualität deutlich gesteigert wurde. Im Vergleich zu Placebo zeigten sich mit dem Präparat somit signifikant stärkere Verbesserungen im beobachteten Zeitraum. Oft besserten sich die Beschwerden bereits nach ein bis zwei Tagen. Bei insgesamt 68,7 % der Patienten trat die Verbesserung innerhalb der ersten Woche ein.