TV-Beitrag "Magen & Darm" im SWR

Ein sehr schöner Fernsehbeitrag zum Thema „Magen und Darm – das 2. Gehirn“ veröffentlichte der SWR am 20.01.20 im Rahmen der Reihe "Rundum Gesund".

Der Beitrag gliedert sich in ein Interview mit einem vom Reizdarmsyndrom betroffenen Patienten und dessen Behandlung am UK Tübingen bei MAGDA-Experte Prof. Stengel, einem Interview mit Prof. Krengel aus Essen (Gastroenterologe) und einem Interview mit der Ernährungsexpertin Jasmin Brandt.

Als MAGDA freuen wir uns über den Beitrag, möchten jedoch zu den Ausführungen von Prof. Krengel Stellung nehmen, da wir als MAGDA-Expertenteam nicht mit all seinen Äußerungen konform gehen können und unsere Patienten dahingehen informieren möchten.

Herr Prof. Krengel legt anfangs die Diagnosekriterien und symptomorientierten therapeutischen Maßnahmen sehr schön dar. Folgende Statements möchten wir jedoch näher kommentieren:

„Das ist schon fast eine gute Therapie, dem Patienten zu sagen, dass er keine organische Erkrankung hat. Da muss er sich keine Sorgen mehr machen.“

MAGDA: Leider reicht das nicht aus. Viele Patienten werden genau mit diesen Sätzen „abgespeist“. Eine Psychoedukation geht mit detaillierten Informationen über das Erkrankungsbild einher. Die Sorgen der Patienten verschwinden leider nicht so schnell und sollten jederzeit ernst genommen werden – auch wenn nach Ansicht des Arztes keine „schlimme“ Erkrankung vorliegt. 

„Natürlich kann man Psychopharmaka einsetzen, wenn das psychisch bedingt ist“

MAGDA: Psychopharmaka (Antidepressiva in niedriger Dosierung) werden laut Leitlinie auch eingesetzt, wenn keine psychische Ursache vorliegt. Hierzu lohnt es sich, den Ausführungen von Prof. Stengel erneut zuzuhören, der das Konzept in seinem Beitrag erläutert.

„Das Reizdarmsyndrom gibt’s nicht am Wochenende und Urlaub.“

MAGDA: Das kann man so leider nicht stehen lassen. Es stimmt, dass Beschwerden in weniger stressreichen Situationen abnehmen können. Ob der Urlaub oder das Wochenende vom Patienten jedoch als stressreich oder stressarm empfunden werden, ist individuell sehr verschieden. Viele Patientinnen und Patienten haben gerade im Urlaub vermehrt Beschwerden durch Ortswechsel und Ernährungsumstellung. Oder sie fahren aufgrund der schlechten Erfahrungen gar nicht in den Urlaub.

„Mit der Einnahme von Psychopharmaka können die Patienten nicht mehr am sozialen Leben teilhaben oder Autofahren.“

MAGDA: Dieses Statement bewerten wir als äußerst kritisch. Zunächst muss geklärt werden, was mit Psychopharmaka gemeint ist: ist es die Einnahme von Antidepressiva, wie sie in der RDS-Therapie genutzt wird? Oder die Einnahme von Neuroleptika oder Benzodiazepinen? Eine anfänglich niedrige Dosierung ist der Standard für jede Psychopharmaka-Therapie.

Generell gibt es für die beim RDS eingesetzten Antidepressiva kein Fahrverbot. Und dass die Einnahme von Psychopharmaka die Teilnahme am sozialen Leben einschränkt, stimmt nicht. Im Gegenteil, sie fördert die soziale Teilhabe, deshalb werden sie ja verordnet! Auch hierzu lohnt es sich erneut, dem Interview mit dem Patienten und Prof. Stengel zu lauschen.

„Wir Gastroenterologen negieren Hefen und wollen keine Hefen im Darm. Wir wollen die Hefepilze aus dem Darm raus haben.“

MAGDA: Dieser Verallgemeinerung stehen wir kritisch gegenüber. In jedem Darm gibt es Hefen, bei Gesunden und Kranken. Sie besiedeln alle Schleimhäute.

Das Auslöschen sämtlicher Hefen aus dem Darm beruht auf keinerlei wissenschaftlichen Erkenntnissen. In der neuen Reizdarmleitlinie (und auch der älteren Version) der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) erscheint das Wort „Hefe“ gar nicht. Auch gibt es RDS-Patienten, die von der Einnahme von Hefepilzen (z.B. Saccharomyces boulardii) profitieren.

Last but not least: Ein kurzer Beitrag befasst sich mit gesunder Ernährung für Magen und Darm. Hier möchten wir nur darauf hinweisen, dass die FODMAP-reduzierte Diät nur zeitbegrenzt und in Begleitung eines Ernährungsexperten/expertin durchgeführt werden sollte, um die Unterversorgung mit lebenswichtigen Nährstoffen zu vermeiden.

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