Fragen und Antworten aus der Zoom-Veranstaltung „Was hilft bei Reizdarm?“
Wo bekomme ich Hilfe?
Gern können Sie über unseren MAGDA-Expertenfinder Kolleginnen und Kollegen in Ihrer Nähe suchen. Sie finden diesen hier.
Welche Antidepressiva/Neuromodulatoren kann ich beim Reizdarmsyndrom einsetzen?
Trizyklische Antidepressiva wie Amitriptylin eignen sich bei Beschwerden wie Durchfall und/oder Schmerzen. Selektive Serotonin-Reuptakehemmer sind vor allem bei Schmerzen und Verstopfung sowie beim Vorliegen von psychischen Begleiterkrankungen empfehlenswert. Es ist anzumerken, dass Antidepressiva hier aufgrund ihrer neuromodulatorischen Eigenschaften in niedrigerer Dosierung in der Behandlung der Depression oder Angststörung gegeben werden. Dies reduziert auch potentielle Nebenwirkungen. Die Einnahme von Antidepressiva und Neuromodulatoren ist nur nach Empfehlung und Verschreibung eines Arztes möglich.
Gibt es einen Zusammenhang zwischen den Wechseljahren und dem Reizdarmsyndrom bzw. zwischen Einnahme der Pille und dem Reizdarmsyndrom?
Die Daten zu einer hormonellen Beeinflussung von Magen- und Darmfunktionen legen keinen unmittelbaren Zusammenhang zwischen diesen Situationen und dem Reizdarmsyndrom nahe. Allerdings ist die Kombination beider Situationen recht häufig, sodass ein gleichzeitiges Auftreten durchaus wahrscheinlich ist.
Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Schilddrüsenunterfunktion und dem Reizdarmsyndrom?
Hier wurde kein unmittelbarer Zusammenhang beschrieben. Es ist jedoch anzumerken, dass auch die Schilddrüsenunterfunktion selbst Effekte auf die Darmfunktion haben kann. So kann eine Unterfunktion mit Verstopfung einhergehen, eine Überfunktion mit Durchfall. Die Messung der Schilddrüsenwerte gehört zur Basisdiagnostik, bei Verdacht auf Reizdarmsyndrom.
Ist die Einnahme von Dinkel bei Weizensensitivität möglich?
Nein, Dinkel ist glutenhaltig und ist dem Weizen sehr ähnlich. Bei einer entsprechenden Weizensensitivität oder -allergie sollten glutenhaltige Lebensmittel komplett vermieden werden. Dies sollte jedoch gesicherten Indikationen vorbehalten sein, da diese Diät sehr einschränkend ist und auf Dauer zu einem Nährstoffmangel führen kann. Vor dem Start einer Karenzphase sollten auf jeden Fall die spezifischen Antikörper für Zöliakie vom Arzt überprüft werden.
Gibt es Empfehlungen zur Mahlzeitenstruktur beim Reizdarmsyndrom? Sind mehrere kleine Mahlzeiten oder weniger große günstiger?
In der Regel überfordern große Mahlzeiten den Magen-Darm-Trakt, daher sind drei leichte Hauptmahlzeiten und ein bis drei kleine Zwischenmahlzeiten besser verträglich. Lange Nüchternphasen sollten möglichst vermieden werden, da diese zu Mangelernährung, Heißhungerattacken oder zu großen Mahlzeiten führen können. Die Entscheidung, wie viele Mahlzeiten sinnvoll sind, sollte immer individuell mit dem Arzt oder Ernährungstherapeuten abgestimmt werden.
Können das Reizdarmsyndrom und eine chronische entzündliche Darmerkrankung gemeinsam auftreten? Gibt es auch ein gemeinsames Auftreten mit der Primär biliären Cholangitis (PBC)?
Ein gemeinsames Auftreten ist durchaus möglich. So können bei einer ausreichend behandelten chronisch-entzündlichen Darmerkrankung und gut kontrollierter Entzündungsaktivität durchaus Reizdarmbeschwerden übrigbleiben. Diese sollten dann gemäß eines Reizdarmsyndroms entsprechend behandelt werden. Auch kann es ausgehend von einer ursprünglich körperlichen Erkrankungen zu einer entsprechenden Weiterentwicklung im Sinne eines Reizdarmsyndroms kommen. Dies ist z. B. auch bei der PBC möglich.
Könnten Sie die FODMAP-Diät beschreiben?
FODMAP steht für fermentierbare Oligo-, Di, Monosaccharide und Polyole. Alle diese Stoffe bzw. deren Spaltprodukte sind potentiell blähend, somit schmerzend und können Durchfall verursachen. Vor diesem Hintergrund sollten diese entsprechenden Nahrungsmittel für eine gewisse Zeit reduziert und dann schrittweise wieder eingeführt werden. Dies passiert bestenfalls unter ernährungsmedizinischer Begleitung.
Wie lange darf man Probiotika nehmen?
Probiotika sollten wie andere Medikamente versuchsweise über einen gewissen Zeitraum eingenommen und die Wirkung dann nach z. B. 1–2 Monaten reevaluiert werden. Bei entsprechender Wirksamkeit kann die Einnahme fortgesetzt werden, bei Nichtwirksamkeit sollte die Einnahme aber auch wieder beendet werden.
Wer leitet die Probiotika-Therapie ein?
Dies kann vom Hausarzt, vom Ernährungsmediziner, vom Gastroenterologen, aber auch von allen anderen Ärzten begonnen werden. Es ist keine Kassenleistung.
Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Refluxerkrankung und dem Reizdarmsyndrom?
Hier ist kein direkter Zusammenhang beschrieben, da beides jedoch häufige Erkrankungen sind, ist ein gemeinsames Auftreten durchaus möglich. Oftmals wird auch das Reizmagensyndrom als „Refluxbeschwerden“ missgedeutet.
Sollte eine erfolgte Testung auf Fructose und Laktose mittels H2-Atemtest später im Leben wiederholt werden?
Nach gründlicher körperlicher Diagnostik ist per se bei gleichbleibenden Beschwerden keine Wiederholung der Diagnostik notwendig. Bei Änderung der Beschwerden im Sinne von Intensität oder Qualität kann durchaus eine nochmalige Diagnostik erwogen werden.
Gibt es eine Überlappung von Autoimmungastritis und dem Reizdarmsyndrom?
Es gibt keinen direkten Zusammenhang, jedoch können beide Erkrankungen unabhängig voneinander gleichzeitig auftreten.
Was sollte für die Diagnosestellung Reizdarmsyndrom ausgeschlossen werden?
Hier gibt die Leitlinie einen klaren Leitfaden vor. Jeder Patient sollte eine gründliche Erhebung der Krankengeschichte bekommen, eine körperliche Untersuchung, eine Labordiagnostik, eine Erregerdiagnostik im Stuhl, einen Ultraschall des Bauches, Frauen auch eine gynäkologische Ultraschalluntersuchung und bei Durchfall sollte dann noch eine entsprechende Koloskopie mit Stufenbiopsien erfolgen sowie labordiagnostisch eine Zöliakie ausgeschlossen werden. Dies ist eine umschriebene Diagnostikbatterie, bei entsprechenden Hinweisen sollte dann auch der Verdacht auf ein Reizdarmsyndrom gestellt werden und wiederholende Diagnostik vermieden. Die frühzeitige Einleitung einer Therapie ist sehr empfehlenswert.